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Aspirin (ASS) ohne Rezept – Wirkung, Dosierung und richtige Anwendung
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Warum ASS zu den wichtigsten Medikamenten der Welt gehört
Acetylsalicylsäure – besser bekannt unter dem Markennamen Aspirin – ist eines der ältesten und am häufigsten verwendeten Medikamente weltweit. Seit über 125 Jahren lindert dieser Wirkstoff Schmerzen, senkt Fieber und hemmt Entzündungen. Doch ASS kann noch viel mehr: In niedriger Dosierung schützt es Millionen Menschen vor Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die Vielseitigkeit von ASS macht es zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder Hausapotheke. Gleichzeitig birgt gerade diese Vielseitigkeit Risiken: ASS ist nicht so harmlos, wie viele denken. Die blutverdünnende Wirkung kann gefährlich werden, die Magenverträglichkeit ist begrenzt, und die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind erheblich.
In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über ASS ohne Rezept: Wie wirkt Acetylsalicylsäure im Körper? Wann ist ASS die richtige Wahl und wann sollten Sie besser zu Alternativen greifen? Welche Dosierung ist sicher? Und was müssen Sie unbedingt beachten, um gefährliche Nebenwirkungen zu vermeiden?
Was ist ASS und wie wirkt Acetylsalicylsäure?
Chemie und Wirkmechanismus
Acetylsalicylsäure (ASS) gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und wurde erstmals 1897 von der Firma Bayer synthetisiert. Der Wirkstoff ist eine chemische Weiterentwicklung von Salicylsäure, die natürlich in Weidenrinde vorkommt.
Die dreifache Wirkung von ASS:
Schmerzlindernd (analgetisch):
- Hemmt die Produktion von Prostaglandinen, die Schmerzsignale verstärken
- Wirkt sowohl im peripheren Gewebe als auch im Zentralnervensystem
- Besonders wirksam bei Kopfschmerzen und leichten bis mittleren Schmerzen
Fiebersenkend (antipyretisch):
- Setzt im Hypothalamus (Temperaturzentrum des Gehirns) den Fieber-Sollwert herab
- Fördert Wärmeabgabe durch Erweiterung der Hautgefäße
- Wirkt schnell und zuverlässig bei erhöhter Körpertemperatur
Entzündungshemmend (antiphlogistisch):
- Blockiert das Enzym Cyclooxygenase (COX), das Entzündungsbotenstoffe produziert
- Reduziert Schwellung, Rötung und Überwärmung
- Bei höherer Dosierung wirksamer gegen Entzündungen
Blutverdünnend (Thrombozytenaggregationshemmend):
- Bereits in sehr niedriger Dosierung (75-100 mg) wirksam
- Verhindert das Verklumpen von Blutplättchen (Thrombozyten)
- Schützt vor Blutgerinnseln, die Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen können
- Wirkung hält 7-10 Tage an (Lebensdauer der Blutplättchen)
Unterschied zu anderen Schmerzmitteln
ASS vs. Paracetamol:
- ASS wirkt entzündungshemmend und blutverdünnend, Paracetamol nicht
- Paracetamol ist magenschonender und belastet die Leber stärker
- ASS darf nicht bei Kindern unter 12 Jahren verwendet werden (Reye-Syndrom-Risiko)
- Paracetamol ist in der Schwangerschaft nach Rücksprache erlaubt, ASS nur eingeschränkt
ASS vs. Ibuprofen:
- Beide sind NSAR mit ähnlicher Wirkung
- Ibuprofen ist magenschonender und hat weniger Einfluss auf die Blutgerinnung
- ASS wirkt länger blutverdünnend (7-10 Tage vs. wenige Stunden)
- Ibuprofen ist stärker entzündungshemmend bei gleicher Dosierung
- ASS eignet sich besser bei Migräne in hoher Dosierung
Einen detaillierten Vergleich aller wichtigen Schmerzmittel-Wirkstoffe finden Sie in unserem Ratgeber zu rezeptfreien Schmerzmitteln.
Aspirin und ASS: Markenname vs. Wirkstoff
Aspirin ist der geschützte Markenname der Firma Bayer für Medikamente, die den Wirkstoff Acetylsalicylsäure enthalten. Nach Ablauf des Patentschutzes dürfen auch andere Hersteller ASS-Präparate produzieren und verkaufen, allerdings nicht unter dem Namen “Aspirin”.
Verfügbare Präparate:
- Aspirin (Bayer): Original-Markenprodukt, meist teurer
- ASS-ratiopharm, ASS Hexal, ASS STADA: Günstigere Generika mit identischem Wirkstoff
- ASS + C: Kombination mit Vitamin C (soll Magenverträglichkeit verbessern)
- Aspirin Complex: Kombination mit abschwellenden Wirkstoffen bei Erkältung
- Aspirin Protect: Magensaftresistente Tabletten zur Langzeiteinnahme
Wichtig: Die Wirkung ist bei allen Präparaten identisch – entscheidend ist die Dosierung von ASS und die Darreichungsform, nicht der Markenname.
Dosierung von ASS: Von Kopfschmerzen bis Herzschutz
Dosierung bei Schmerzen und Fieber
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
- Einzeldosis: 500 mg bis 1000 mg
- Wiederholung: Alle 4 bis 8 Stunden bei Bedarf
- Tageshöchstdosis: 3000 mg (3 g)
- Maximal 3 Einzeldosen pro Tag
Jugendliche 40-50 kg (ca. 12-15 Jahre):
- Einzeldosis: 500 mg
- Wiederholung: Alle 6 bis 8 Stunden
- Tageshöchstdosis: 1500 mg
Kinder unter 12 Jahren:
- ASS ist wegen des Risikos eines Reye-Syndroms kontraindiziert
- Nur in Ausnahmefällen und nach ärztlicher Anordnung
- Alternative: Paracetamol oder Ibuprofen
Niedrigdosiertes ASS zur Blutverdünnung
Kardiovaskuläre Prävention:
- Dosierung: 75 mg bis 150 mg einmal täglich
- Meist 100 mg als Standarddosis
- Dauertherapie nach ärztlicher Verordnung
- Einnahme am besten abends
Wann wird niedrigdosiertes ASS verschrieben:
- Nach Herzinfarkt oder Schlaganfall (Sekundärprävention)
- Bei koronarer Herzkrankheit (KHK) oder Bypass-Operation
- Nach Stent-Implantation
- Bei Vorhofflimmern (in Kombination mit anderen Blutverdünnern)
- In manchen Fällen bei hohem Herz-Kreislauf-Risiko
Wichtig: Niedrigdosiertes ASS zur Prävention sollte nur nach ärztlicher Abwägung eingenommen werden. Eigenständige Langzeiteinnahme “zur Vorbeugung” kann mehr schaden als nutzen.
Hochdosiertes ASS bei Migräne
Migräne-Akuttherapie:
- Dosierung: 1000 mg ASS bei ersten Anzeichen
- Möglichst als Brausetablette oder lösliche Form (schnellerer Wirkungseintritt)
- Kann alle 4 bis 6 Stunden wiederholt werden
- Tageshöchstdosis: 3000 mg
Wirksamkeit: Studien zeigen, dass 1000 mg ASS bei leichter bis mittelschwerer Migräne ähnlich wirksam ist wie spezielle Migränemittel (Triptane), aber deutlich günstiger und ohne Rezept erhältlich.
Darreichungsformen von ASS
Tabletten und Filmtabletten
Standard-Tabletten (500 mg):
- Frei verkäuflich in Drogerien und Supermärkten (bis 10 g Packungsinhalt)
- Schnelle Auflösung im Magen
- Mit viel Wasser einnehmen
Filmtabletten:
- Glattere Oberfläche, leichter zu schlucken
- Geschmacksneutral
- Nicht teilen oder kauen
Brausetabletten
Vorteile:
- Sehr schneller Wirkungseintritt (15-30 Minuten)
- Angenehmer Geschmack (meist Zitrone oder Orange)
- Besser verträglich für den Magen (bereits gelöst)
- Zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme
Anwendung:
- In einem Glas Wasser (200 ml) auflösen
- Sofort nach vollständiger Auflösung trinken
- Ideal bei akuten Kopfschmerzen oder Migräne
Magensaftresistente Tabletten (Aspirin Protect, ASS Protect)
Wirkungsweise:
- Überzug löst sich erst im Dünndarm auf, nicht im Magen
- Schont die Magenschleimhaut
- Besonders geeignet für Langzeiteinnahme zur Blutverdünnung
Nachteile:
- Langsamerer Wirkungseintritt (1-2 Stunden)
- Nicht geeignet für akute Schmerzen
- Nicht zerkauen oder teilen
Kautabletten
Eigenschaften:
- Können ohne Wasser eingenommen werden
- Praktisch für unterwegs
- Schnelle Wirkung
- Oft mit Minzgeschmack
Anwendungsgebiete: Wann hilft ASS?
Kopfschmerzen
Wirksamkeit:
- Sehr gut bei Spannungskopfschmerzen
- Wirksam bei leichter bis mittelschwerer Migräne
- Schneller Wirkungseintritt, besonders als Brausetablette
Dosierung: 500 mg bis 1000 mg bei Bedarf
Vorteil gegenüber anderen Schmerzmitteln: Bei Migräne in hoher Dosierung (1000 mg) oft effektiver als Paracetamol
Wichtige Warnung: Nicht häufiger als 10 Tage pro Monat einnehmen, sonst drohen medikamenteninduzierte Kopfschmerzen (Schmerzmittel-Kopfschmerz).
Zahnschmerzen
Wirksamkeit: Gut bis sehr gut bei leichten bis mittleren Zahnschmerzen
Dosierung: 500 mg bis 1000 mg alle 6 bis 8 Stunden
Wichtiger Hinweis: ASS hemmt die Blutgerinnung. Vor zahnärztlichen Eingriffen (Zahnextraktion) sollte ASS 7 Tage vorher abgesetzt werden, um übermäßige Blutungen zu vermeiden. Bei akuten Zahnschmerzen vor geplanter Behandlung besser Paracetamol oder Ibuprofen wählen.
Fieber
Wirksamkeit: Zuverlässig fiebersenkend
Dosierung: 500 mg bis 1000 mg alle 6 bis 8 Stunden
Wann sinnvoll:
- Bei Erwachsenen ab 38,5 °C, wenn das Fieber als belastend empfunden wird
- Bei grippalen Infekten zusätzlich schmerzlindernd (Glieder- und Kopfschmerzen)
Einschränkung: Bei Kindern unter 12 Jahren wegen Reye-Syndrom-Risiko nicht verwenden – Paracetamol oder Ibuprofen wählen.
Erkältung und grippale Infekte
Kombinationspräparate: Viele rezeptfreie Erkältungsmittel enthalten ASS in Kombination mit anderen Wirkstoffen:
- Aspirin Complex: ASS + Pseudoephedrin (abschwellend)
- Thomapyrin: ASS + Paracetamol + Koffein
Wirkung: Lindert Kopf- und Gliederschmerzen, senkt Fieber, bei Kombipräparaten zusätzlich abschwellend auf die Nasenschleimhaut
Mehr Informationen zu Erkältungsmitteln finden Sie in unserem Erkältungsmittel-Ratgeber.
Regelschmerzen
Wirksamkeit: Gut, aber meist nicht erste Wahl
Dosierung: 500 mg bis 1000 mg bei Bedarf
Warum andere Schmerzmittel oft besser sind:
- ASS verstärkt Menstruationsblutungen durch blutverdünnende Wirkung
- Ibuprofen und Naproxen sind bei Regelschmerzen effektiver
- Kein Blutungsrisiko bei Ibuprofen
ASS wählen bei: Unverträglichkeit von Ibuprofen oder wenn ASS besser vertragen wird
Muskel- und Gelenkschmerzen
Wirksamkeit: Mäßig bis gut, abhängig von der Ursache
Dosierung: 500 mg bis 1000 mg alle 6 bis 8 Stunden
Einschränkung: Bei entzündlichen Gelenkschmerzen (Arthritis) ist Ibuprofen meist wirksamer, da stärker entzündungshemmend. ASS kann bei leichten Beschwerden oder bei Unverträglichkeit anderer NSAR verwendet werden.
Herzinfarkt- und Schlaganfall-Prävention
Niedrigdosiertes ASS (75-100 mg täglich):
- Verhindert Verklumpen von Blutplättchen
- Reduziert Risiko für Herzinfarkt und ischämischen Schlaganfall
- Muss dauerhaft eingenommen werden
Wichtig: Diese Anwendung gehört in ärztliche Hand. Nutzen und Risiken (vor allem Blutungen) müssen individuell abgewogen werden.
Wann nicht zur Primärprävention geeignet:
- Erhöhtes Blutungsrisiko
- Magengeschwüre in der Vorgeschichte
- Unkontrollierter Bluthochdruck
- Höheres Lebensalter ohne weitere Risikofaktoren
Richtige Einnahme von ASS
Einnahmeregeln für optimale Wirkung und Verträglichkeit
Immer mit oder nach dem Essen:
- ASS reizt die Magenschleimhaut erheblich
- Nie auf nüchternen Magen einnehmen
- Mindestens eine Kleinigkeit essen (Brot, Banane, Joghurt)
Mit viel Wasser:
- Mindestens 200 ml (ein großes Glas)
- Beschleunigt Auflösung und Aufnahme
- Schützt die Speiseröhre
Zeitpunkt:
- Bei akuten Schmerzen: Sofort bei Bedarf
- Zur Blutverdünnung: Am besten abends (Herzinfarkte treten häufiger morgens auf)
- Bei Migräne: Bei ersten Anzeichen, nicht abwarten
Wirkungseintritt:
- Normale Tabletten: 30-60 Minuten
- Brausetabletten: 15-30 Minuten
- Magensaftresistente Tabletten: 1-2 Stunden
Wirkdauer: 4-6 Stunden (Schmerzlinderung), blutverdünnende Wirkung hält 7-10 Tage an
Einnahmeabstände und Tageshöchstdosis
Mindestabstand zwischen Einzeldosen:
- Mindestens 4 Stunden
- Besser 6 bis 8 Stunden
Maximale Tagesdosis:
- Erwachsene: 3000 mg (3 g)
- Nicht mehr als 3 Einzeldosen à 1000 mg pro Tag
- Bei niedrigerer Einzeldosis (500 mg) entsprechend mehr Einnahmen möglich, aber Gesamtdosis beachten
Überdosierung vermeiden:
- Viele Kombipräparate enthalten ASS (Aspirin Complex, Thomapyrin)
- Prüfen Sie die Inhaltsstoffe, bevor Sie zusätzlich ASS einnehmen
- Zählen Sie alle ASS-Mengen zusammen
Nebenwirkungen und Risiken von ASS
Häufige Nebenwirkungen
Magen-Darm-Beschwerden (5-10 Prozent):
- Magenschmerzen, Sodbrennen
- Übelkeit
- Magenschleimhaut-Reizung
- Bei längerer Anwendung: Magengeschwüre möglich
Erhöhte Blutungsneigung:
- Längere Blutungszeit bei Verletzungen
- Verstärkte Menstruationsblutung
- Nasenbluten
- Zahnfleischbluten
Überempfindlichkeitsreaktionen (selten):
- Hautausschlag, Nesselsucht
- Asthma-Anfälle bei Aspirin-Intoleranz (Analgetika-Asthma)
- Schwellungen (Angioödem)
Schwerwiegende Nebenwirkungen (selten, aber gefährlich)
Magen-Darm-Blutungen:
- Risiko steigt mit Dosis und Anwendungsdauer
- Anzeichen: Schwarzer Stuhl (Teerstuhl), Erbrechen von Blut oder kaffeesatzartigem Material, Blutarmut
- Kann lebensbedrohlich werden
- Sofort Arzt aufsuchen bei Verdacht
Erhöhtes Blutungsrisiko im Gehirn:
- Bei längerer hochdosierter Einnahme
- Besonders bei gleichzeitiger Einnahme anderer blutverdünnender Mittel
- Anzeichen: Plötzliche starke Kopfschmerzen, Sehstörungen, Lähmungen
Reye-Syndrom bei Kindern:
- Sehr seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation
- Tritt bei Kindern unter 12 Jahren auf, besonders bei Virusinfekten
- Symptome: Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, Leberschädigung
- Daher ASS bei Kindern unter 12 Jahren kontraindiziert
Analgetika-Asthma (Aspirin-Intoleranz)
Was ist das: Überempfindlichkeitsreaktion auf ASS und andere NSAR, tritt bei etwa 1 Prozent der Bevölkerung auf, bei Asthmatikern häufiger (10-20 Prozent)
Symptome:
- Atemnot, pfeifende Atmung
- Verstopfte Nase, Nasennebenhöhlenentzündungen
- Hautreaktionen
- Beginnt meist 30 Minuten bis 3 Stunden nach Einnahme
Wichtig: Wenn Sie nach ASS-Einnahme Atemprobleme bekommen, dürfen Sie nie wieder ASS oder andere NSAR (Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen) einnehmen. Alternative: Paracetamol (meist gut verträglich).
Gegenanzeigen: Wann darf man ASS nicht einnehmen?
Absolute Kontraindikationen
Nie ASS einnehmen bei:
- Bekannter Überempfindlichkeit gegen ASS oder andere NSAR
- Analgetika-Asthma (Aspirin-Intoleranz)
- Akutem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür
- Erhöhter Blutungsneigung (Hämophilie, Thrombozytopenie)
- Schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz
- Schwerer Herzinsuffizienz
- Kindern unter 12 Jahren (Ausnahme: ärztliche Verordnung)
- Letztes Schwangerschaftsdrittel (ab Woche 28)
Relative Kontraindikationen (nur nach Rücksprache)
Vorsicht geboten bei:
- Magengeschwüren oder Magen-Darm-Blutungen in der Vorgeschichte
- Asthma bronchiale
- Chronischen Darmentzündungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion
- Bluthochdruck (unkontrolliert)
- Gicht (ASS kann Harnsäurespiegel erhöhen)
- Schwangerschaft (vor allem 1. und 3. Trimester)
- Stillzeit
- Geplanten Operationen (7 Tage vorher absetzen)
ASS vor Operationen absetzen
Warum: ASS hemmt die Blutgerinnung für 7-10 Tage. Bei Operationen kann dies zu unkontrollierbaren Blutungen führen.
Empfehlung:
- ASS mindestens 7 Tage vor geplanten Eingriffen absetzen
- Bei zahnärztlichen Eingriffen (Zahnextraktion) ebenfalls
- Bei dringenden Notfall-Operationen muss der Arzt informiert werden
Ausnahme: Nach Stent-Implantation oder Herzinfarkt darf ASS nicht einfach abgesetzt werden – hier entscheidet der Kardiologe über das Vorgehen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Kritische Kombinationen
ASS + andere Blutverdünner:
- Marcumar, Warfarin, Phenprocoumon (Vitamin-K-Antagonisten)
- Neue orale Antikoagulanzien (NOAK): Apixaban, Rivaroxaban, Dabigatran
- Heparin
- Risiko: Stark erhöhte Blutungsgefahr
- Wichtig: Kombination nur unter ärztlicher Kontrolle mit regelmäßigen Blutkontrollen
ASS + andere NSAR (Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen):
- Deutlich erhöhtes Risiko für Magenblutungen
- Ibuprofen kann die blutverdünnende Wirkung von ASS abschwächen (besonders problematisch bei Herzpatienten)
- Empfehlung: Kombination vermeiden, besser Paracetamol bei zusätzlichem Schmerzmittelbedarf
ASS + Kortison (Prednisolon, Dexamethason):
- Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Geschwüre und Blutungen
- Bei notwendiger Kombination: Magenschutz (Protonenpumpenhemmer) einnehmen
ASS + Methotrexat (Rheumamittel, Chemotherapie):
- ASS vermindert die Ausscheidung von Methotrexat
- Kann zu gefährlicher Methotrexat-Überdosierung führen
- Nur unter ärztlicher Kontrolle kombinieren
ASS + Alkohol:
- Verstärkt die magenschädigende Wirkung erheblich
- Erhöht das Blutungsrisiko
- Während ASS-Einnahme Alkohol meiden oder stark einschränken
ASS + Diabetes-Medikamente (Sulfonylharnstoffe):
- ASS kann blutzuckersenkende Wirkung verstärken
- Unterzuckerungsgefahr
- Häufigere Blutzuckerkontrollen nötig
ASS + Harnsäuresenker (Probenecid):
- ASS kann Gichtanfälle auslösen
- Hebt Wirkung von Probenecid auf
- Gichtpatienten sollten ASS meiden
ASS in der Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Erstes und zweites Trimester (Woche 1-27):
- Niedrigdosiertes ASS (75-150 mg) kann in speziellen Fällen verordnet werden (z. B. Präeklampsie-Prophylaxe)
- Höhere Dosen nur nach strenger ärztlicher Abwägung
- Nicht zur Selbstmedikation geeignet
Drittes Trimester (ab Woche 28):
- Absolut kontraindiziert
- Kann zu vorzeitigem Verschluss des Ductus arteriosus beim Fetus führen
- Erhöht Blutungsrisiko bei Geburt
- Kann Wehen hemmen und Geburt verzögern
Alternative: Paracetamol ist in allen Schwangerschaftsphasen nach Rücksprache mit Arzt oder Hebamme die sicherere Wahl.
Stillzeit
Grundsätzlich möglich, aber mit Vorsicht:
- ASS geht in die Muttermilch über
- Kurzzeitige Anwendung niedriger Dosen (bis 500 mg gelegentlich) gilt als vertretbar
- Bei regelmäßiger oder hochdosierter Einnahme abstillen oder Alternative wählen
- Besser: Paracetamol oder Ibuprofen (gelten als sicherer in der Stillzeit)
Häufige Anwendungsfehler vermeiden
Fehler 1: ASS auf nüchternen Magen einnehmen
Warum falsch: Massive Magenschleimhaut-Reizung, Risiko für Magengeschwüre
Richtig: Immer mit oder nach einer Mahlzeit einnehmen, mindestens mit einer Kleinigkeit im Magen
Fehler 2: Langfristige hochdosierte Einnahme ohne ärztliche Kontrolle
Warum gefährlich: Erhöhtes Risiko für Magenblutungen, Nierenprobleme, medikamenteninduzierte Kopfschmerzen
Richtig: Maximal 3-4 Tage am Stück, nicht häufiger als 10 Tage pro Monat. Bei chronischen Schmerzen ärztliche Ursachenabklärung.
Fehler 3: ASS kurz vor Operationen oder Zahnarztbesuchen einnehmen
Warum falsch: Erhöhte Blutungsneigung für 7-10 Tage
Richtig: Spätestens 7 Tage vor geplanten Eingriffen absetzen, Arzt informieren
Fehler 4: Kombination mit Ibuprofen bei Herzpatienten
Warum problematisch: Ibuprofen hebt die schützende Wirkung von niedrigdosiertem ASS auf das Herz auf
Richtig: Bei zusätzlichem Schmerzmittelbedarf Paracetamol wählen oder Ibuprofen mindestens 2 Stunden nach ASS einnehmen
Fehler 5: Zu wenig Flüssigkeit zur Einnahme
Warum schlecht: ASS kann in der Speiseröhre hängenbleiben und dort Reizungen verursachen
Richtig: Mindestens 200 ml Wasser trinken
ASS bei besonderen Personengruppen
Ältere Menschen
Besondere Vorsicht ab 65 Jahren:
- Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Blutungen
- Oft eingeschränkte Nieren- und Leberfunktion
- Häufig Mehrfachmedikation mit Wechselwirkungen
- Erhöhtes Sturzrisiko (Blutungen nach Stürzen gefährlicher)
Anpassung:
- Niedrigere Dosis bevorzugen (500 mg statt 1000 mg)
- Magenschutz (Protonenpumpenhemmer) bei Dauereinnahme
- Regelmäßige ärztliche Kontrolle
- Alternative Schmerzmittel erwägen (Paracetamol meist sicherer)
Sportler
Vorsicht vor Wettkämpfen:
- ASS kann die Blutungsneigung erhöhen (problematisch bei Verletzungen)
- Kann in seltenen Fällen Asthma-Anfälle auslösen (Anstrengungsasthma verstärkend)
Nicht zur Leistungssteigerung geeignet: Im Gegensatz zu einem Mythos verbessert ASS nicht die Ausdauerleistung.
Lagerung und Haltbarkeit
Richtige Aufbewahrung:
- Trocken und vor Licht geschützt lagern
- Bei Raumtemperatur (15-25 °C)
- In Originalverpackung belassen
- Vor Feuchtigkeit schützen (besonders wichtig bei ASS, da es zu Essigsäure zerfallen kann)
- Außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren
Haltbarkeit:
- Verfallsdatum auf Verpackung beachten
- ASS zerfällt mit der Zeit zu Salicylsäure und Essigsäure
- Geruchstest: Riecht die Tablette nach Essig, ist sie verdorben und darf nicht mehr eingenommen werden
- Angebrochene Blisterpackungen innerhalb von 6 Monaten verbrauchen
Entsorgung:
- Über Apotheke oder Schadstoffsammelstelle
- Nicht über Toilette oder Waschbecken (Gewässerschutz)
Weitere Informationen zur richtigen Lagerung von Medikamenten finden Sie in unserem separaten Ratgeber.
Wann Sie zum Arzt sollten
Sofort ärztliche Hilfe bei:
- Anzeichen von Magen-Darm-Blutungen (schwarzer Stuhl, Bluterbrechen)
- Schweren allergischen Reaktionen (Atemnot, Schwellungen, Kreislaufprobleme)
- Anhaltendem starkem Nasenbluten oder anderen ungewöhnlichen Blutungen
- Anzeichen eines Schlaganfalls (plötzliche Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen)
- Starken Bauchschmerzen nach ASS-Einnahme
- Ohrensausen (Tinnitus) oder Hörminderung (Zeichen einer Überdosierung)
Ärztliche Abklärung notwendig bei:
- Schmerzen länger als 4 Tage trotz ASS
- Häufigem Schmerzmittelbedarf (mehr als 10 Tage pro Monat)
- Chronischen Schmerzen ungeklärter Ursache
- Wunsch nach dauerhafter ASS-Einnahme zur Herzinfarkt-Prävention
- Magengeschwüren oder Magen-Darm-Blutungen in der Vorgeschichte
- Geplanten Operationen (ASS rechtzeitig absetzen)
ASS vs. andere Schmerzmittel: Wann welches wählen?
ASS wählen bei:
- Migräne (hochdosiert, 1000 mg)
- Leichten bis mittleren Kopfschmerzen
- Fieber und Erkältungsschmerzen
- Wenn gleichzeitig ein leichter blutverdünnender Effekt erwünscht ist
Ibuprofen wählen bei:
- Entzündungsbedingten Schmerzen (Gelenkschmerzen, Zahnschmerzen)
- Regelschmerzen (ASS verstärkt Blutung)
- Wenn ASS schlecht vertragen wird
- Wenn keine blutverdünnende Wirkung erwünscht ist
Mehr zu Ibuprofen finden Sie hier.
Paracetamol wählen bei:
- Magenempfindlichkeit
- Kindern unter 12 Jahren
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Einnahme von Blutverdünnern
- Erhöhter Blutungsneigung
- Kurz vor oder nach Operationen
Mehr zu Paracetamol finden Sie hier.
Mythen und Fakten über ASS
Mythos 1: “ASS täglich eingenommen schützt alle vor Herzinfarkt” Fakt: Nur bei bestimmten Risikopatienten überwiegt der Nutzen das Blutungsrisiko. Gesunde Menschen ohne Risikofaktoren profitieren nicht von täglichem ASS.
Mythos 2: “ASS verdünnt das Blut” Fakt: ASS macht das Blut nicht “dünner”, sondern verhindert, dass Blutplättchen verklumpen. Die Fließeigenschaften des Blutes ändern sich nicht.
Mythos 3: “Aspirin ist harmlos, da es so alt und verbreitet ist” Fakt: ASS kann schwere Nebenwirkungen haben, besonders Magen-Darm-Blutungen. Es ist nicht harmloser als andere Schmerzmittel.
Mythos 4: “Magensaftresistente Tabletten darf man teilen” Fakt: Niemals. Der Schutzüberzug wird zerstört und die Tablette wirkt dann wie eine normale ASS-Tablette mit voller Magenbelastung.
Mythos 5: “ASS hilft gegen Kater” Fakt: ASS kann Kopfschmerzen lindern, belastet aber zusammen mit Alkohol die Leber und den Magen stark. Besser: Viel Wasser trinken und Paracetamol (in Maßen).
Fazit: ASS sicher und effektiv anwenden
Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) ist ein bewährtes und vielseitiges Medikament mit über 125-jähriger Geschichte. Es lindert Schmerzen, senkt Fieber, hemmt Entzündungen und schützt in niedriger Dosierung vor Herzinfarkt und Schlaganfall.
Wichtigste Anwendungsregeln:
Dosierung:
- Bei Schmerzen und Fieber: 500-1000 mg alle 6-8 Stunden
- Tageshöchstdosis: 3000 mg
- Zur Blutverdünnung: 75-150 mg täglich (nur nach ärztlicher Verordnung)
- Bei Migräne: 1000 mg bei ersten Anzeichen
Einnahme:
- Immer mit oder nach dem Essen
- Mit viel Wasser (mindestens 200 ml)
- Nicht länger als 3-4 Tage ohne ärztlichen Rat
- Nicht häufiger als 10 Tage pro Monat
Besondere Vorsicht:
- Nie bei Kindern unter 12 Jahren (Reye-Syndrom)
- Nicht im letzten Schwangerschaftsdrittel
- 7 Tage vor Operationen absetzen
- Nicht kombinieren mit anderen NSAR oder Blutverdünnern ohne Rücksprache
- Bei Magengeschwüren oder erhöhter Blutungsneigung kontraindiziert
Wann ASS die richtige Wahl ist:
- Migräne und Kopfschmerzen
- Fieber bei Erwachsenen
- Leichte bis mittlere Schmerzen
- Zur ärztlich verordneten Herzinfarkt-Prophylaxe
Wann Alternativen besser sind:
- Magenempfindlichkeit: Paracetamol oder Ibuprofen
- Entzündungsschmerzen: Ibuprofen
- Regelschmerzen: Ibuprofen (ASS verstärkt Blutung)
- Vor Operationen: Paracetamol
- Kinder, Schwangere: Paracetamol
ASS ist ein wertvolles Medikament, das bei richtiger Anwendung sehr sicher und wirksam ist. Die goldene Regel: So kurz wie möglich, so niedrig wie nötig – und immer die Gegenanzeigen und Wechselwirkungen beachten.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei Unsicherheiten, anhaltenden Beschwerden, Vorerkrankungen oder Einnahme anderer Medikamente konsultieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.
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